Wie ist es, als Fotograf für Kickdown.com zu arbeiten? - ein Erfahrungsbericht
Wie wahrscheinlich viele von euch, die in den Zielgruppensegmenten „Auto“ und „Foto“ gelistet werden, habe ich die Werbung von Kickdown.com bei Instagram angezeigt bekommen. Ich dachte, dass ich das einmal ausprobieren möchte, schließlich mag ich es die beiden Themen zu kombinieren.
Also auf den Link geklickt, die kurze Beschreibung durchgelesen und direkt beworben. Dann ca. eine Woche später meldete sich jemand bei mir per Whatsapp mit ein paar Informationen. Darunter auch, wie hoch die Pauschale pro Fahrzeug (45€, die Information ist frei auf dem Bewerbungslink sichtbar) ist und wie lange man im Durchschnitt pro Auftrag braucht: 30-45 Minuten. Spoiler: das stimmt nicht, dazu später mehr. Dann kam erstmal: nichts. Gar nichts. Ich hatte Nachfragen gestellt, aber keine Reaktion. Nach 6 Wochen fragte ich noch einmal nach: dann kam der „Fotoguide“ per PDF über Whatsapp. Dann wieder 3 Monate Funkstille.
Dann eine kurze Nachricht, dann wieder lange nichts.
Endlich die ersehnte Anfrage, um das ganze einmal auszuprobieren. Man bekommt keinerlei Informationen außer der PLZ des Auftraggebers. Dann kann man blind den Job annehmen und bekommt die Kontaktdaten des Fahrzeuginhabers. Jedenfalls theoretisch. Bei der ersten Anfrage kam keine Rückmeldung mehr, dafür aber bei der zweiten.
Der Kontakt zum Fahrzeuginhaber war super easy, wir haben dann direkt am nächsten Tag getroffen und die Fotos gemacht.
Kickdown sagt, es müssen ca. 100-150 Fotos gemacht werden, dazu 4 Videos, die am Ende zu einem Video zusammengeschnitten werden sollen. Dazu gibt es noch die Möglichkeit ein Reel zu erstellen, dies wird extra bezahlt. Eine Checkliste zum durchgehen gibt es auch, sogar online und mit der Möglichkeit Haken zu setzen. Funktioniert ohne Probleme. Aber die 30-45 Minuten sind schon sehr sportlich angesetzt, die 150 Fotos auch. Man muss jedes Detail vom Auto fotografieren, auch von unten. Dann kommt noch die Arbeit des Schneidens und die Fotos müssen auch noch irgendwie von der Kamera zu Kickdown kommen. Dazu noch die Fahrtzeit mit 40 Minuten in jede Richtung. Die Kilometer werden zwar bezahlt, aber die Zeit bezahlt einem niemanden. Alles zusammengenommen habe ich 3 Stunden für den Auftrag aufgewendet, damit kommt man dann auf einen Stundenlohn von unter 20€. Brutto. Lohnt sich das? Finanziell auf jeden Fall nicht. Das Einzige was ich mir vorstellen sind interessante Autos vor der Linse. Allerdings erscheint es mir auch nicht so einfach möglich zu sein, wirklich ansprechende Fotos zu machen, immerhin steht der Eigentümer die ganze Zeit daneben und hat sicherlich nicht unbegrenzt Zeit. Es steht auch auf der Bewerbungsseite, dass man alle Fotos für das eigene Portfolio nutzen kann, ich bin mir da aber nicht so sicher, ob das mit den Eigentümern kommuniziert wurde. Meiner Erfahrung nach haben Sammler nicht immer Lust darauf, Ihre Fahrzeuge auf diversen Seiten vom Fotografen zu sehen. Da hake ich lieber nochmal nach.
Update 17.09.2024
Ich arbeite jetzt ein paar Monate mit Kickdown zusammen und kann die Zusammenarbeit als ausgesprochen durchwachsen bezeichnen. Es kommen in unregelmäßigen Abständen Anfragen rein, jedoch immer als Blackbox, nur die PLZ des Fahrzeugbesitzers wird preisgegeben. Hier in Berlin sind die Fahrtzeiten dann selten unter 60 Minuten, da die meisten Fahrzeuge irgendwo im Speckkgürtel zu finden sind. Das Versprechen, dass es auch “oft” mehrere Fahrzeuge pro Auftrag zu fotografieren gibt, hat sich leider auch nicht bewahrheitet. Dazu kommt die oft schleppende Kommunikation mit Kickdown. Es passiert leider häufig, dass auf Nachrichten gar nicht geantwortet wird, erst Tage später auf Nachfrage. Das ist natürlich mehr als ärgerlich, gerade wenn es um die Auftragsvergabe geht. Und die Kommunikation mit Kickdown ist nicht das einzige Kommunikationsproblem: die Kunden antworten oft nicht. In 80% der Fälle kam kein Shooting zustande. Dann habe ich als Fotograf schon einige Zeit investiert, um den Kontakt aufzubauen.
Das sind natürlich nur meine persönlichen Erfahrungen als Fotograf mit Kickdown, es kann sicher an anderen Orten besser laufen. Alles zusammen, vor allem mit den enormen Fahrzeiten gerechnet, lässt die Aussage “Viele kommen da auf einen Stundenlohn von ca. 60-80€” im Bewerbungsformular (hier) aber als glatte Lüge dastehen.
Ein Problem von weiter oben sei noch erwähnt: Urheberrechte. Auf Nachfrage fand ich heraus, dass sich offenbar niemand bei Kickdown mit Urheberrechten auseinandergesetzt hat. Man wirbt um Fotografen mit der Aussage, dass man tolle Autos für das Portfolio sammeln kann. Die Besitzer der Autos wissen davon aber nichts.
Fazit:
Um Geld zu verdienen als Fotograf gänzlich ungeeignet, um Kontakt in den Bereich der Autofotgrafie aufzubauen vielleicht ein Sprungbrett.