Sind Vermittlungsportale lohnenswert für Fotografen?

Was bringen Vermittlungsportale für mich als Fotografen?

Durch eigene Erfahrungen kann ich nachvollziehen, wie verlockend es sein kann, sich bei verschiedenen Fotografenportalen anzumelden, denn die Versprechungen klingen stets vielversprechend. Manche Portale sind kostenfrei, während andere einen monatlichen Beitrag verlangen, um Anfragen einsehen zu können. Ein weiteres Modell erfordert Gebühren von 10 bis 15 Euro pro Anfrage, um überhaupt sichtbar zu sein. Zudem gibt es Plattformen, die eine Vermittlungsprovision pro Auftrag erheben, entweder vom Kunden, vom Fotografen oder von beiden Seiten. Im vergangenen Jahr habe ich mich bei mehreren solcher Portale registriert und diese über einige Monate hinweg getestet. Hier ist vorab schon mein Fazit: Grundsätzlich sind nur wenige dieser Portale wirklich empfehlenswert.

Fotografensuche.de

Heute ist mein Monatsabo (15 Euro netto) abgelaufen, und ich habe beschlossen, es nicht zu verlängern. Dies war eine wohlüberlegte Entscheidung, die auf mehreren Gründen beruhte. Als Konsequenz davon ist mein Profil, in das ich erhebliche Arbeit gesteckt habe, nun offline und nicht mehr sichtbar. Gemäß einer E-Mail von Fotografensuche.de wurde mir geraten, mein Profil in ein Free-Profil umzuwandeln, jedoch scheint diese Option nicht verfügbar zu sein.

Während meiner Nutzungszeit hatte ich gelegentlich den Gedanken, dass die Plattform Potenzial haben könnte, und habe meine bereits getätigte Kündigung zurück gezogen. Doch nun, nach genauerer Betrachtung, erscheint mir diese Entscheidung nicht mehr als sinnvoll.

Fotografensuche.de informiert dich per E-Mail über Auftragsanfragen in deiner Umgebung, allerdings nicht sofort – manchmal erst mit 2-3 Tagen Verzögerung. Die Gründe dafür sind mir unklar. Meiner Wahrnehmung nach werden Anfragen vom Wochenende erst am Montag weitergeleitet, wenn potenzielle Kunden möglicherweise bereits genug Angebote erhalten haben, da die Antwortrate auf der Plattform allgemein sehr niedrig ist.

Es fällt auf, dass die meisten Anfragen für Hochzeiten oder private Events sind. Leider zeigt sich wenig Verständnis für die Preise eines professionellen Fotografen. Die Antwortrate auf Anfragen ist insgesamt gering, und manchmal scheinen die Anfragen nicht authentisch zu sein. Es ist sogar vorgekommen, dass unterschiedliche Anfragen die gleiche kryptische E-Mail-Adresse hatten, ohne jemals eine Antwort zu erhalten. Selbst wenn es gelang, potenzielle Kunden zur Antwort zu bewegen, führte dies selten zu einer weiteren Zusammenarbeit nach der Angebotseinholung.

Besonders bemerkenswert ist, dass selbst Agenturen teilweise nach Foto- und Videografen suchen, jedoch mit unrealistisch niedrigen Honorarvorstellungen. Dies lässt vermuten, dass die Kontaktperson möglicherweise keine Erfahrung in der Organisation von Events hat und daher wenig Verständnis für die damit verbundenen Kosten zeigt.

Insgesamt lässt sich feststellen: Unqualifizierte Anfragen, zeitraubend, geringe Antwortrate und Fokussierung auf günstige Angebotspreise. Die Plattform wirkt wenig professionell – eine Investition, die man sich besser sparen kann.

Malt

Malt ist eine internationale Plattform mit einem übersichtlichen Webdesign und einer vielfältigen Auswahl an Freelancern aus verschiedenen Berufsgruppen. Auf Fotografen ausgerichtet ist diese Plattform nicht - was sich unter anderem in der Darstellungsmöglichkeit bemerkbar macht. Falls ihr das lest: bitte einmal nachbessern im Portfoliobereich und bitte, bitte die Möglichkeit die Bilder anzuordnen neu denken.

Positiv zu bewerten ist das professionelle Webinterface, das kaum Anlass zur Kritik bietet (abgesehen vom genannten Portfolio-Bereich). Nach der Eingabe von Kenntnissen, Stammdaten, Fotos und Tagessatz steht man online im Wettbewerb mit den anderen 1000 Fotografen auf der Plattform. Leider konnte ich nicht herausfinden, nach welchen Kriterien der Algorithmus bevorzugt. Jedoch entstehen für mich als Fotografen keine Kosten, da die Provision direkt vom Kunden eingezogen wird. Über Malt konnte ich bisher vier Aufträge generieren, die alle reibungslos abliefen, wovon zwei sogar Folgeaufträge generierten.

Besonders fotografenfreundlich ist die Abwicklung der Zahlungsmodalitäten direkt über Malt. Dies erspart das Schreiben von Rechnungen und das Erinnern daran. Oft wird der Betrag bereits im Voraus bei Malt hinterlegt, und sobald der Kunde die Freigabe für den erfolgreich abgeschlossenen Auftrag erteilt, erfolgt die Auszahlung oft noch am gleichen Tag auf das eigene Konto. Ich konnte bisher nicht testen, was passiert, wenn ein Kunde unzufrieden ist.

Leider gibt es auch auf Malt unqualifizierte Anfragen, bei denen die relevanten Details fehlen. Zudem kommt es vor, dass Kunden mehrere Fotografen kontaktieren und dann nicht mehr antworten. Dies habe ich durch Gespräche mit befreundeten Fotografen auf der Plattform erfahren.

Gefühlt ergibt sich aus etwa fünf Anfragen ein Job, was durchaus akzeptabel ist. Es ist jedoch zu beachten, dass die meisten Kunden auch hier sehr preissensibel sind. Daher lässt sich damit zwar nicht der Lebensunterhalt bestreiten, aber in Zeiten geringer Auftragslage kann man hier vielleicht den einen oder anderen Job ergattern.

Mein Fazit:

Malt kostet mich als Fotografen nichts und bringt gelegentlich einen Auftrag, wenn auch keinen großen. Klare Empfehlung.

Trustlocal

Ein weiteres Portal, das sich nicht speziell auf Fotografen fokussiert. Bei Trustlocal erstellst du ein Profil und wartest dann auf Anfragen. Die Kosten pro Anfrage liegen je nach Bereich bei 10-15€ netto. Der potentielle Kunde sieht 10 Fotografen aufgrund seiner Suche und kann seine erste Wahl sowie drei weitere Fotografen anschreiben. Der Favorit hat dann 2 Stunden Zeit, auf die Anfrage zu reagieren, bevor die anderen drei Anfragen verschickt werden. Dies ist wichtig zu wissen, da du pro Anfrage zahlst. Meiner Meinung nach gehen immer alle vier Anfragen raus, da Kunden oft Vergleichsmöglichkeiten wünschen. Dabei spielt es keine Rolle, wie die Anfrage aussieht - sobald sie eingeht, entstehen Kosten. Als ich anfangs im Pool für Hochzeitsfotografie war, kamen die Anfragen zwar relativ kurz nacheinander, aber die Qualität war wirklich schlecht. Beispielsweise: "Tachchen wir heiraten im Mörz in einer Scheune in Hinterwalde kannste ma ein Angebot fertig machen ja???" - klar, dass ich dafür keine Arbeit investieren möchte, aber auch nicht dafür bezahlen.

Es besteht die Möglichkeit, Anfragen zu reklamieren, und dem wurde immer stattgegeben, manchmal auch aus Kulanz. Eine Anfrage kam beispielsweise um 7 Uhr morgens rein, und als ich um 8:15 Uhr antworten wollte, war sie bereits geschlossen. Auch dieser Reklamation wurde stattgegeben. Als Reaktion darauf habe ich mich aus dem Hochzeitspool ausgetragen und habe nun eine relativ spezifische Zielgruppe, aber seitdem kam auch nichts mehr rein. Meine bisherigen Anfragen waren übrigens alle kostenlos - Trustlocal bietet 3 Anfragen gratis zum Testen an, meiner Meinung nach eine gute Sache.

Mein Fazit:

Bisher habe ich keine brauchbaren Anfragen erhalten, alle wurden reklamiert. Daher reizt es mich noch nicht, Geld in diese Plattform zu investieren. Ich werde ein Update geben, wenn ich weitere Tests durchführen konnte.

Update: 4. März 2024

Über die Plattform wurden jetzt Anfragen gestellt, die augenscheinlich brauchbar waren. Nach einer anfänglichen Kommunikation dann aber keine Rückmeldung mehr seitens der Interessenten, weder per Mail noch per Telefon. Ob man für solche Anfragen jetzt 15€ bezahlen möchte, muss jeder selbst entscheiden.

Listando.de

Listando scheint ein aufstrebendes Portal zu sein, das in seiner Funktionsweise Trustlocal ähnelt. Leider waren meine bisherigen Erfahrungen nicht so positiv, wie ich es gehofft hatte. Jedoch war es erfreulich, auf der Seite einen Link zu den Statistiken zu finden, der mir Einblick in die Performance meines Eintrags gewährte. Überraschenderweise zeigte sich, dass mein Eintrag lediglich 6 Klicks, aber keine Impressionen verzeichnete. Angesichts der Tatsache, dass Klicks normalerweise aus Impressionen resultieren, stellt sich die Frage, wie diese Zählung erfolgt. Möglicherweise handelte es sich um eigene Klicks. Ich habe dann versucht, mich selbst zu finden, nun weiß ich auch warum ich 0 Impressionen habe. Bei einer Platzierung auf Position 150 ist es wohl kaum möglich, gefunden zu werden.

Doch das Schlimmste habe ich noch nicht einmal erwähnt: die kaum auffindbare Preisliste. Ähnlich wie bei Trustlocal wird hier pro Lead abgerechnet, jedoch sind die Preise teilweise fast doppelt so hoch. Eine Anfrage für Hochzeitsfotografie kostet beispielsweise 29€. Da bei Hochzeiten oft zahlreiche Fotografen kontaktiert werden, rentiert sich dies wohl nur für Listando. Meiner Ansicht nach wäre es sinnvoller, die Zeit für die Erstellung eines Profils auf dieser Plattform zu sparen und das Geld lieber in Google Ads oder andere Werbemaßnahmen zu investieren.

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Are mediation portals worthwhile for photographers?